Hypnose Hamburg Dr. phil. Elmar Basse
Leichte Hypnose
Erfahrungsbericht zur leichten Hypnose
Eugen Bleuler, einer der erfahrensten Hypnotiseure zu Beginn des letzten Jahrhunderts, einer Blütezeit der Hypnose, ließ sich von einem Freund hypnotisieren und dokumentierte seine Erfahrung (Münchener medizinische Wochenschrift 1889/5). Ich gebe sie hier in Ausschnitten wieder. (Die Trance, in die Eugen Bleuler gelangt, hat eine leichte Hypnosetiefe. Tiefere Zustände der Hypnose sind prinzipiell für jeden erreichbar (Tiefenhypnose).)
Die Einleitung der hypnotischen Trance geschieht durch Augenfixation: Eugen Bleuler wird gebeten, in die Augen des andern zu schauen, ohne dabei mit den Augen zu zwinkern. Schon bereits nach kurzer Zeit nimmt er Veränderungen bei sich wahr:
Sein eigener Blick verschleiert sich, er sieht die Augen des Hypnotiseurs sowie die Umgebung verschleiert, dann beginnen die Augen zu brennen und sie befeuchten sich allmählich. – Schließlich sieht er „nur noch etwas Licht und Schatten, aber keine Grenzen der Gegenstände mehr. Zu meiner Verwunderung ermüdete mich dieser Zustand nicht, meine Augen blieben ohne Anstrengung und ohne mehr zu blinzeln, ruhig und weit offen, ein behagliches Wärmegefühl zog vom Kopfe über den Körper bis in die Beine hinunter.“
Den Augenschluss muss der Hypnotiseur durch den direkten Auftrag bewirken: „Erst nach einigen dahin zielenden Suggestionen (‚die Augen werden von selbst zufallen‘) bekam ich das Bedürfnis, die Augen zu schließen (während ich bis dahin das Gefühl hatte, ich könnte sie bloß mit Anstrengung zumachen), und schloß sie anscheinend aktiv wie beim raschen Einschlafen bei gewöhnlicher Ermüdung. Die Hypnotisierung hatte etwa eine Minute gedauert.“
[Anmerkung: Was sich hier beachten lässt – über all das und das Folgende kann Eugen Bleuler später berichten. Er war demzufolge nicht „narkotisiert“.]
„Mein Zustand war nun der einer angenehm behaglichen Ruhe; es fiel mir auf, daß ich gar kein Bedürfnis hatte, meine Lage zu ändern, die mir unter anderen Umständen auf die Dauer nicht ganz bequem gewesen wäre.“
[Das Folgende kennzeichnet eine leichte Hypnose, in einer mittleren bis tiefen wird es jeweils anders erlebt:]
„Psychisch war ich vollständig klar, mich beobachtend; mein Hypnotiseur konnte alles Objektive, das ich nachher erzählte, bestätigen. Durch die folgenden Suggestionen wurde mein bewußter Gedankeninhalt nicht anders als im Wachen beeinflußt; dennoch realisierten sich dieselben zum größten Teil. Ich richtete meine besondere Aufmerksamkeit gar nicht auf den Hypnotiseur, sondern allein auf mich.“
„Mein Freund stellte mir den einen Vorderarm senkrecht in die Höhe und sagte mir, ich könne diesen nicht ablegen. Ich versuchte es unmittelbar nachher mit Erfolg, wurde aber an der kompletten Ausführung durch leichtes Halten der Hand und erneuerte Suggestion verhindert. Nun fühlte ich meinen Biceps ganz gegen meinen Willen sich kontrahieren, wenn ich den Arm vermittels der Strecker nach unten bewegen wollte; einmal, als ich größere Anstrengung machte, meinen Willen durchzusetzen, wurde diese Kontraktion der Beuger so energisch, daß der Unterarm, statt, wie von mir beabsichtigt war, nach außen zu fallen, sich auf den Oberarm zurückbewegte.“
„Nun sagte mir mein Freund, die rechte Hand sei unempfindlich gegen Schmerzen. Ich dachte mir, da mache er einen Fehler, denn es sei noch zu früh zu einer solchen Suggestion, und als er behauptete, mich auf den Handrücken zu stechen [Anmerkung: Beide Männer sind Ärzte; in der reinen psychologischen Hypnose, wie ich sie praktiziere, bleibt der Klient natürlich vollkommen unversehrt], glaubte ich, er täusche mich, um mich sicher zu machen; denn ich fühlte bloß die Berührung eines stumpfen Gegenstandes (ich vermutete, es sei die Kante meiner Taschenuhr). Nach dem Erwachen war ich nicht wenig erstaunt, doch gestochen worden zu sein. Wirkliche Empfindungslosigkeit hervorzurufen gelang nicht; nur als einmal bemerkt wurde, ‚die Hand sei eingeschlafen‘, fühlte ich für kurze Zeit ein Prickeln und fühlte die Berührung bloß noch wie durch einen dicken Verband hindurch.“
In den folgenden Hypnosen vertieft sich der Zustand Eugen Bleulers, es werden Halluzinationen erlebt und posthypnotische Aufträge erteilt.
„Das Erwachen geschah in etwa 10 Sekunden auf Suggestion hin, auch gegen meinen Willen und ohne besondere Begleitsymptome, ähnlich dem Erwachen aus leichtem Schlaf.“