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Hypnose Hamburg Dr. phil. Elmar Basse

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Sorge um sich

Die Beschäftigung mit sich selbst scheint heutzutage in Mode zu sein. In vielen Büchern oder TV-Reportagen, in unzähligen Online-Angeboten geht es um das eigene Ich: Selbst-Coaching oder auch Achtsamkeit, Meditation, Therapie oder Yoga – der Umgang mit dem eigenen Ich, mit dem Körper und der Seele, drängt sich in den Vordergrund.

Wie in einem Warenhaus stehen die Angebote bereit, man muss nur darauf zugreifen. Tatsächlich sind es Kaufangebote, bei denen nicht immer mitgeteilt wird, dass es dabei Arbeit braucht, damit sie ihre Wirkung entfalten. Nur weil es angepriesen wird, muss es keineswegs so sein, dass wie bei einer Wunderkur die Probleme einfach verschwinden.

Rational ist das den meisten wohl klar. Das Problem liegt jedoch darin, dass es dem Menschen oft schwerer fällt, sich mit sich selbst zu beschäftigen, statt Probleme im Draußen zu lösen. Unsere körperlichen Augen schauen nun einmal nur nach außen, richten sich in die äußere Welt, statt nach innen den Blick zu wenden. Mit unseren Sinnen, mit unseren Händen, sind wir primär nach außen gerichtet. Vielen fällt es durchaus leichter, ein Problem am Computer zu lösen, als in das Seelenleben zu schauen.

Tatsächlich ist die Lebenskunst aber eine „Kultur seiner selbst“, die wir heute so kaum mehr kennen. Sie wird von dem Prinzip getragen, dass man für sich selbst sorgen muss1 – das galt nicht nur in der Antike, in Griechenland und dem alten Rom, sondern ist ein gemeinsames Thema der verschiedensten Weisheitslehren.2

So bemerkt Apuleius in der Antike: „Die Menschen haben alle den Wunsch, das beste Leben zu führen, sie wissen alle, dass es kein anderes Organ des Lebens gibt als die Seele …, dennoch pflegen sie sie nicht … Und doch muss jeder, der nach Scharfblick strebt, sich um die Augen kümmern, die zum Sehen dienen; wer behende laufen will, muss sich um die Füße kümmern, die zum Laufen dienen … Dasselbe gilt von allen Körperteilen, um die sich jeder seinen Vorlieben gemäß kümmern muss. Das sehen alle Menschen ohne Weiteres ein; also frage ich mich zu Recht erstaunt, warum sie nicht auch ihre Seele … pflegen …“3

Doch die „Seele zu pflegen“ geht eben nicht nebenbei, es bedarf einer ständigen Übung. Wem es tatsächlich ernst damit ist, von dem wird nämlich seit jeher verlangt, „dass man keine Zeit verliere und keine Mühe scheue, um ‚sich selbst zu machen‘, ‚sich selbst umzubilden‘ und ‚zu sich zurückzukehren‘“.4

Da das selbstredend Zeit erfordert, muss man den Tag dafür organisieren. Die verschiedenen Lebenskunstschulen machen jeweils Vorschläge, wie man am besten vorgehen kann. Es sich selbst zu überlassen und in den Tag hineinzuleben wäre aber ein Schlendrian, mit dem man sich selbst schädigte.

Was aber soll uns das heute sagen, wer hat denn schon die Zeit dafür? Die schlichte Antwort darauf lautet: Krank sein möchte keiner gern. Die antiken Stoiker kannten ein Analyseraster, das für Seele und Körper galt und daher auch für die Medizin gilt:

– Es gibt eine „Veranlagung zu den Leiden …, die einen für mögliche Krankheiten anfällig macht“.

– Dann kann es eine „Störung“ geben, irgendein Ereignis im Leben, ob nun körperlich oder seelisch, das die Veranlagung berührt, also auf die Schwachstelle trifft, die der einzelne Mensch in sich trägt.

– Daraufhin kann die Krankheit entstehen, die dann „festgestellt und erklärt wird, wenn die Störung sich im Körper und in der Seele festgesetzt hat“.

– Schließlich gibt es dann als letzten Schritt das „hartnäckig festsitzende Leiden …, das keiner Heilung mehr zugänglich ist“.5

Seele und Körper wirken zusammen. Die Veranlagungen zu den Leiden, die Anfälligkeiten von Körper und Seele, wirken aufeinander ein. Wer Raubbau mit Körper und Seele treibt, befindet sich in Krankheitsgefahr. Die „schlechten Gewohnheiten der Seele“ können den Körper erkranken lassen, „während die Exzesse des Körpers die Schwäche der Seele bekunden und fördern“.6

In der Praxis der Lebenskunst muss der Mensch sich selbst im Blick haben. Natürlich wird er zum Arzt gehen müssen, wenn er an Seele und Körper erkrankt. Doch ist es eben nicht genug, sich den Ärzte zu überlassen, auf dass sie die Krankheit beseitigen.

Sorge um sich bedeutet hingegen, dass man sich „als ein Subjekt konstituiert, das um seinen Körper die rechte, notwendige und ausreichende Sorge trägt“. Das Thema ist also, Maß zu halten: die richtige Mitte im Leben zu finden, zwischen dem Zuviel und Zuwenig.

Denn wenn man sich so beobachtet, sagt Sokrates zu seinen Schülern, würdet ihr „schwerlich einen Arzt finden, der besser als ihr entscheidet, was euch für eure Gesundheit nützt“.7

Anmerkungen
1) Michel Foucault: Die Sorge um sich, Frankfurt am Main, 1989, S. 60
2) Natürlich richteten sich diese Lehren ursprünglich nur an wenige: diejenigen, die es sich leisten konnten, sich mit sich selbst zu beschäftigen, aber dabei blieb es nicht, siehe Link zur Lebenskunst.
3) a.a.O., S. 63
4) a.a.O., S. 64
5) a.a.O., S. 75f.
6) a.a.O., S. 78
7) Michel Foucault: Der Gebrauch der Lüste, Frankfurt am Main 1989, S. 140

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